Sinn, Ethik, Bewusstsein

„Meine persönliche Ansicht ist die, dass in einer zukünftigen Wissenschaft die Realität weder psychisch noch physisch sein wird,
sondern irgendwie beides und irgendwie keines von Beiden.“
Wolfgang Pauli

Bewusstsein ermöglicht es den Lebewesen, miteinander inhaltsbezogen, zielorientiert und sinnvoll zu kommunizieren. Es ermöglicht es, Sinn zu suchen, zu erkennen und anzuwenden. Es ermöglicht Wahrnehmung und Erkenntnis.

Bewusstsein auf materielle Prozesse zu reduzieren, die über die Sinnesorgane und die Reizleiter das Gehirn dazu bringen, bestimmte biophysische und biochemische Prozesse zu initiieren, ist bei weitem nicht ausreichend, die Vielfalt der bewussten Phänomene zu erklären. Dass es diese Wechselwirkungen im Gehirn gibt, ist unbestreitbar, jedoch nach unserer Auffassung nur die materielle Reaktion, die Bewusstseinsprozesse im physischen Körper auslöst, damit dieser bestimmte Aufgaben ausführen kann.

Ohne individuelles und kollektives Bewusstsein ist die Idee von einem übergreifenden Gewissen und daraus resultierender Ethik überflüssig. Ohne  Bewusstsein gibt es keinen Sinn und keine Moral. Dies ist das Tor zu Willkür, Gleichgültigkeit, Ausbeutung, zu Nutzendenken und Zerstörung. Eine Reduktion der mentalen Vorgänge auf materielle Ursachen nimmt jeglichen Sinn aus unseren Taten.

Leben ist Bewusstsein - Bewusstsein ist Leben

„Ein rein verstandesmäßiges Weltbild ganz ohne Mystik ist ein Unding.“
Erwin Schrödinger

Bewusstsein ist die Fähigkeit und gleichzeitig das Phänomen, sich und andere als Individuen wahrzunehmen und untereinander zu kommunizieren. Es stattet uns mit bestimmten Attributen aus, wie z.B. ein spezifisches Maß an freiem Willen, Entscheidungs- und Unterscheidungsfähigkeit, Intelligenz, Emotionen, Empathie, Selbstreflektions-, Erinnerungs- und Erfahrungsvermögen, Intuition, Ambition, sinnliche Außen- und übersinnliche Innenwahrnehmungsfähigkeit, die aktive Fähigkeit, geistig und physisch Fähigkeiten zu erwerben, zu erweitern und auszuüben, Konzentration und Fokussierung, Bedeutungs-, Sinnsuche und Analyse, Kontextverständnis, qualitative und quantitative Erkenntnisfähigkeit, Zielausrichtung, Gewissen und Moral, ein Ich-Gefühl, das Gefühl, lebendig zu sein und in einen lebendigen Organismus bzw. eine Gruppe eingebunden zu sein.

Diese Attribute unterscheiden uns von anorganischer Materie und von künstlicher Intelligenz, da die oben erwähnten Attribute dort nicht wahrnehmbar sind oder sich eo ipso nicht manifestieren, da es keinen Grund, kein Ziel und keinen Zweck gebe, eigenständig zu agieren oder derlei Attribute zu entwickeln. Selbst der angeblich  inhärente Überlebens- oder Reproduktionstrieb bedarf unserer Auffassung nach einer rudimentären Form von Bewusstsein, um aktiv zu werden. AI hingegen benötigt immer den bewussten lebendigen Meister, der dieses System ins Rollen bringt.

Existentielle, kontroverse Fragen dieser Zeit

„Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.“
Albert Einstein

Gibt es Bewusstsein? Was ist der Geist? Was ist mit Gott, Seele, Reinkarnation…? Schon lange streiten sich die Menschen. Jeder glaubt, seine Interpretation der Wirklichkeit ist die richtige. Ob  zwischen den Naturwissenschaften, den Geisteswissenschaften und der Religion. Alle aber glauben. Oft, dass nur sie Recht hätten, nur ihre Interpretation richtig und „objektiv“ sei. Aber alle glauben! Denn die objektive Realität wird immer subjektiv interpretiert.

Oft liegt die Wahrheit außerhalb oder oberhalb dieser Glaubenssysteme, die für sich beanspruchen, Leben, die Natur oder Gott als einzige erklären zu können.

Daher halten wir es für nötig, die uns umgebende objektive Realität und die uns innewohnende subjektive Realität als die zwei gleichwertigen Pole zu betrachten und zu untersuchen, wie diese wechselwirken und sich gegenseitig beeinflussen.

Realität, Geist, Materie

„Höheres Sein bedeutet immer höheres Verbundensein.“
Pierre Teilhard de Chardin

Wir teilen die Auffassungen, dass Bewusstsein kein rein materielles Erzeugnis des Gehirns ist und dass die objektive Realität durch unsere subjektive Betrachtung und Interpretation nie vollständig objektiv erklärt werden kann.

Materie und Geist bilden für uns ein dynamisches und interaktives System, was sich nie voneinander trennen lässt, da die Realität, wenn nicht beobachtet, analysiert und beschrieben, nicht Teil des Beobachterbewusstsein und dessen Gedanken ist. Sie mag zwar existieren, aber keiner sieht sie.

Nur die aktive bewusste Verbindung zwischen dem Geist des Beobachters und dem materiellen Objekt lässt Sinn und Zweck und damit Erkenntnis zu.

Sind wir Natur oder sind wir Kultur?

„Mein Gehirn ist nur ein Empfänger; im Universum gibt es einen Kern, von dem wir Wissen, Kraft und Inspiration erhalten. Ich bin nicht in die Geheimnisse dieses Kerns eingedrungen, aber ich weiß, dass er existiert.“
Nikola Tesla

Eine höhere Verbindung lässt sich auch in den Beziehungen beobachten, die auf der subatomaren Ebene beginnen, wo Moleküle sich auf ein Atom beziehen, Millionen von Atomen eine Zelle, ein Gewebe, ein Organ, einen Organismus, eine Entität, eine Familie und eine Gesellschaft bilden. Und jede Ebene scheint vom Bewusstsein, Information und Energie durchdrungen zu sein, dass sie nur zu dem Zweck richtig funktioniert, um der nächsthöheren Ebene zu dienen.

Mens agitat molem – Geist bewegt Materie

Max Planck formulierte seine Beobachtungen sehr deutlich in folgenden Aussagen:

Meine Herren, als Physiker, der sein ganzes Leben der nüchternen Wissenschaft, der Erforschung der Materie widmete, bin ich sicher von dem Verdacht frei, für einen Schwarmgeist gehalten zu werden.

Und so sage ich nach meinen Erforschungen des Atoms dieses: Es gibt keine Materie an sich.

Der Geist ist der Urgrund aller Materie. – Alle Materie entsteht und besteht nur durch eine Kraft, welche die Atomteilchen in Schwingung bringt und sie zum winzigsten Sonnensystem des Alls zusammenhält.

‚Geist schafft Materie‘!

Da es im ganzen Weltall aber weder eine intelligente Kraft noch eine ewige Kraft gibt (es ist der Menschheit nicht gelungen, das heißersehnte Perpetuum Mobile zu erfinden), so müssen wir hinter dieser Kraft einen bewussten intelligenten Geist annehmen.

Dieser Geist ist der Urgrund aller Materie.

Nicht die sichtbare, aber vergängliche Materie ist das Reale, Wahre, Wirkliche. Denn die Materie bestünde ohne den Geist überhaupt nicht, sondern der unsichtbare, unsterbliche Geist ist das Wahre.

Da es aber Geist an sich ebenfalls nicht geben kann, sondern jeder Geist einem Wesen zugehört, müssen wir zwingend Geistwesen annehmen.

Da aber auch Geistwesen nicht aus sich selber sein können, sondern geschaffen werden müssen, so scheue ich mich nicht, diesen geheimnisvollen Schöpfer ebenso zu benennen, wie ihn alle Kulturvölker der Erde früherer Jahrtausende genannt haben: Gott.

Damit kommt der Physiker, der sich mit der Materie zu befassen hat, vom Reiche des Stoffes in das Reich des Geistes. Und damit ist unsere Aufgabe zu Ende, und wir müssen unser Forschen weitergeben in die Hände der Philosophie.

Freilich: dass ein an Weisheit uns himmelhoch Überlegenes Wesen, welches jede Falte in unserem Gehirn und jede Regung unseres Herzens durchschauen kann, unsere Gedanken und Handlungen als kausal bedingt erkennen würde, das müssen wir uns schon gefallen lassen. Darin liegt aber keinerlei Herabwürdigung unseres berechtigten Selbstgefühls.

Teilen wir doch diesen Standpunkt auch mit den Bekennern der erhabensten Religionen. Soweit wir dagegen selbst als erkennendes Subjekt auftreten, müssen wir auf eine rein kausale Beurteilung unseres gegenwärtigen Ich Verzicht leisten. Hier ist also die Stelle, wo die Willensfreiheit einsetzt und ihren Platz behauptet, ohne sich durch irgendetwas verdrängen zu lassen

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